Judith Kohlenberger ist promovierte Kultur- und Sozialwissenschaftlerin, Migrationsforscherin an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) und Mitglied des Integrationsrates der Stadt Wien. Im Newsflix-Podcast spricht sie mit Christian Nusser über Asyl, Fluchtgründe und was sie anders machen würde, wenn sie Integrationsministerin wäre. "ich glaube, wir brauchen eine andere Erzählung, was es bedeutet, Österreicherin, Österreicher zu sein."
Asyl, Migration: Kaum ein Thema löst in Österreich derartig viele hitzige Debatten aus. Judith Kohlenberger ist Migrationsforscherin an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU). Im Newsflix-Podcast redet sie über Sinn und Unnsin von Migrationsdeals, wohin die meisten Menschen flüchten und wer für sie Vorbildcharakter hat.
Was sie tut, wenn Sie Integrationsminister werden sollte
Dieser dieser Kelch möge ich mir vorübergehen. AIch glaube, wir brauchen eine andere Erzählung, was es bedeutet, Österreicherin, Österreicher zu sein. Das heißt jetzt nicht, alles andere über Bord werfen zu müssen auch nicht diese ganzen schönen, aufgeladenen Symbole und Insignien wie Dirndl und Schnitzel und so weiter. Aber wenn wir um uns blicken, 25 Prozent der österreichischen Bevölkerung mit sogenanntem Migrationshintergrund, da können wir ein bisschen eine vielleicht etwas modernere Erzählung wagen.
Warum so viele Menschen nach Österreich flüchten
Um es positiv zu formulieren: Österreich ist das erste Land in einer Reihe von vielen Ländern, wo Rechtsstaatlichkeit und Freiheit noch lückenlos durchgesetzt werden. Aber das ist natürlich ein riesiges Problem, weil was nicht sein kann, ist, dass Österreich 2022 rund 112.000 Asylanträge gehabt hat, mehr als 2015. Und Ungarn hatte im selben Jahr unter 50.
Was um Asylwesen falsch läuft
Man muss ehrlicherweise schon sagen, dass wir haben derzeit im europäischen Asylsystem einen gewissen Anteil von Personen haben, die dort nicht hingehören, und die dort auch nicht hinwollen. Wir erinnern uns an die Diskussion über Inder vor einigen Jahren in Österreich. Wenn man ihnen, etwa im Flüchtlingslager Traiskirchen, offen gesprochen hat, dann haben sie gesagt: Na ja, eigentlich wollen wir ja gar nicht nach Österreich, wir ruhen uns jetzt ein paar Tage hier aus, dann gehen wir weiter nach Spanien, Portugal, wo wir bei diesen großen Erntefarmen unterkommen. Das ist Arbeitsmigration, hier fehlen legale Einreisemöglichkeiten haben. Die müsste man rausnehmen aus dem Asylsystem.